NAHWÄRME

Quartiersprojekt Walddorfhäslach
„Klimafolgenanpassung und klimafreundliche Wärme für unser Dorf“

Sehr verehrte, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

hiermit möchten wir Sie sehr herzlich zur Gemeinderatssitzung am Donnerstag, den 27.07.2023 um 18:00 Uhr in der Gemeindehalle, Weiherwiesen 2, im Sport- und Freizeitzentrum einladen. Zu Beginn der Sitzung haben wir den oben aufgeführten Tagesordnungspunkt als gemeinsame Informationsveranstaltung mit der Klimaschutzagentur Reutlingen, bei welcher wir Gesellschafter sind, aufgenommen.

Die „Kommunale Klima- und Quartiersplanung“ wurde im Herbst vergangenen Jahres vom Gemeinderat beschlossen. Hierbei geht es um die Planung und mögliche Realisierung eines kommunalen Nahwärmenetzes auf Grundlage einer größtmöglichen Bestandsaufnahme der örtlichen Wärmeenergieversorgung in allen Haushalten.

Hierzu erhalten Sie von uns, der Gemeindeverwaltung, in der nächsten Woche einen von der Klimaschutzagentur Reutlingen erstellten und mit uns abgestimmten Fragebogen. Dieser Fragebogen ist auch auf unserer Gemeindehomepage unter www.walddorfhaeslach.com/nahwaerme eingestellt.

Wir würden uns sehr freuen, Sie zu unserer Informationsveranstaltung herzlich begrüßen und willkommen heißen zu dürfen und stehen Ihnen für Fragen und Gespräche, im Besonderern auch im Rahmen der Informationsveranstaltung, gerne zur Verfügung. Ebenso würden wir uns sehr freuen, wenn Sie den Fragebogen bis 15.09.2023 ausfüllen und an uns, die Gemeindeverwaltung Walddorfhäslach, Hauptstraße 9, 72141 Walddorfhäslach mit dem Betreff „Fragebogen Nahwärme“ zurücksenden würden. Für die Beantwortung des Fragebogens steht Ihnen die Klimaschutzagentur Reutlingen unter der Rufnummer (077121) 14 32 571 oder unter der Mailanschrift info@klimaschutzagentur-reutlingen.de ebenfalls gerne zur Verfügung.

Wir danken Ihnen für Ihr Interesse und Ihre Teilnahme an der Veranstaltung und beim Ausfüllen des Fragebogens und verbleiben
mit herzlichen Grüßen          
Ihre Silke Höflinger, Bürgermeisterin


Nachtrag zum Bericht „Aus dem Gemeinderat“ der Sitzung vom 27.07.2023 – Bürgerinformationsveranstaltung zum Projektthema „Kommunale Wärmeplanung“

Bürgermeisterin Silke Höflinger begrüßte zu diesem Tagesordnungspunkt, welcher als öffentliche Informationsveranstaltung abgehalten wurde, die zahlreich erschienenen Mitbürgerinnen und Mitbürger sowie Herrn Dr. Ulrich Hasert, den Geschäftsführer der Klimaschutzagentur Reutlingen, und Herrn Abrahim Dold, Mitarbeiter der Klimaschutzagentur für den Bereich Wärmeplanung, im Namen des Gemeinderates und persönlich sehr herzlich und dankte für die Teilnahme und das große Interesse.

Bürgermeisterin Höflinger erläuterte einführend nochmals, daß man bereits im Herbst vergangenen Jahres den Beschluß zur Durchführung der Kommunalen Wärmeplanung im Gemeinderat gefasst habe, obwohl zum damaligen Zeitpunkt sowie auch heute keine Verpflichtung für Gemeinden der Größenordnung mit 5.500 Einwohnern bestanden habe bzw. bestehe. Aufgrund der Dynamik bei diesem wichtigen Energiethema wolle man nun intensiv die Planung und den sukzessiven Aufbau eines Kommunalen Wärmenetzes vorantreiben. Für die mögliche Realisierung eines solchen Kommunalen Nahwärmenetzes sei man auf die Unterstützung aller Mitbürgerinnen und Mitbürger angewiesen, denn zunächst einmal bedarf es einer größtmöglichen Bestandsaufnahme der örtlichen Wärmeversorgung aller Haushalte. Aus diesem Grund sei auch eine hohe Beteiligung und Rückmeldung bezüglich des von der Gemeindeverwaltung bereits versendeten und von der Klimaschutzagentur Reutlingen erstellten und mit der Gemeindeverwaltung abgestimmten Fragebogens sehr wichtig. Anschließend übergab sie das Wort an Herrn Dr. Uli Hasert und Herrn Abrahim Dold, welche anhand einer Power-Präsentation, die nach dem Text wiedergegeben wird, den allgemeinen Sachverhalt erläuterten.

Herr Dr. Uli Hasert und Herr Abrahim Dold gingen auf die allgemeinen klimatischen Veränderungen, die Wetterextreme, die seit Jahren nun auch in Europa sichtbar werden, insbesondere was die anhaltenden Wärmewellen, die Trockenheit und die Starkregenunwetterereignisse betrifft, ein. Infolge dessen müssten erneuerbare Energien für die (Wärme-)Energiegewinnung eingesetzt werden, aber auch das Verhalten eines jeden Einzelnen müsse sich ändern. Mit der Kommunalen Wärmeplanung gehe die Gemeinde Walddorfhäslach nun den richtigen Weg und es sei wichtig, daß so viel wie möglich Mitbürgerinnen und Mitbürger bei der Fragebogenaktion mitmachen, damit man eine gute Grundlage für die Bestandssituation der Wärmeversorgung der örtlichen Haushalte gewinnen könne. Durch die bestehenden und zukünftigen gesetzlichen Verpflichtungen sei die Wärmewende unumkehrbar und daher sei es gut, wenn man jetzt mit der Planung und der Realisierung lokaler Nahwärmenetze beginne. Bürgermeisterin und Gemeinderat seien die Wegbereiter hierfür, das sei nicht überall gegeben. Die Gemeinde Walddorfhäslach sei, wie viele andere Gemeinden auch, an kein Fernwärmenetz angebunden und daher ein sogenanntes „Öldorf“. Die meisten Haushalte werden durch eine Ölheizung wärmeenergietechnisch versorgt. Doch der Ölpreis wird vor allem durch die CO²-Abgabe weiter steigen.

Die Gemeinde Walddorfhäslach habe in den letzten 15 Jahren bereits viel im Energiesektor geleistet, was vor allem durch die zahlreichen energetischen Gebäudesanierungen zum Ausdruck kommt. Im Bereich der öffentlichen Einrichtungen könne man idealerweise mit dem Einsatz alternativer Brennstoffe und Wärmeenergiesysteme beginnen, wie bspw. im neuen Kindergarten Herdweg, im Sport- und Freizeitzentrum (Hallen) oder im neuen Walddorfer Ortskern (Kaltes Nahwärmenetz). Von diesen öffentlichen Einrichtungen und Energieträgern aus könne man Nahwärmenetze aufbauen und einzelne Quartiere erschließen. Je mehr Haushalte an ein solches Netz anschließen (mindestens 50 bis 60% innerhalb eines Quartiers), desto wirtschaftlicher wird ein solches Nahwärmenetz. Beim Anschluß an ein Nahwärmenetz können private Haushalte mit einer Förderung von bis zu 40% der Kosten rechnen (BAFA). Der Vorteil von Haushalten, die an ein Nahwärmenetz angeschlossen seien, ist der nahezu wartungsfreie Wärmebezug, die Heizung müsse nicht im 20-Jahresrhythmus erneuert werden, man habe mehr Platz im Keller, da man keine eigene Heizungstechnik mehr benötige und man habe durch gesetzliche Vorgaben geregelte Preise für den Wärmebezug.

Auch wenn Mitbürgerinnen und Mitbürger aktuell noch keinen Heizungstausch vornehmen möchten, könnte der Anschluss für ein Nahwärmenetz bereits gelegt werden, damit zumindest zu einem späteren Zeitpunkt ein Wärmebezug möglich wäre. Ein nachträglich hergestellter Anschluß sei wegen der erneut durchzuführenden Tiefbauarbeiten immer teurer.

Mit einem möglichen Baubeginn eines Nahwärmenetzes sei frühestens 2025 zu rechnen, da neben der Auswertung der Fragebogenrückläufe auch eine entsprechend angepasste Planung, sowie Genehmigungen, Ausschreibungen usw. erfolgen müssen. Ein Anspruch auf Anschluss an ein Nahwärmenetz bestehe nicht. Entscheidend für das Projekt sei auch die Finanzierung, die i. d. R. nicht durch die Kommune allein getragen werden kann. Hier könnte es ggf. eine Bürgerbeteiligung in Form einer Genossenschaft geben.

Aus der Mitte des Publikums hat es mehrere Fragestellungen nach dem Betreiberkonzept, nach möglichen Beteiligungen wie bspw. Genossenschaften, nach der Versorgungssicherheit und der Preisstabilität gegeben. Ebenso wurde nach den Hausanschlußkosten gefragt.

Herr Dr. Hasert und Herr Dold teilten hierzu mit, daß man mit Hausanschlußkosten in Höhe von rund 12.000 bis 15.000 Euro rechnen müsse. Über Betreiberformen könne man aktuell noch keine Aussagen machen, da man zunächst den Bedarf der Nahwärmeenergieversorgung ermitteln müsse. Dies wiederum sei die Grundlage, um mit Investoren und Betreibern ins Gespräch zu kommen und Verhandlungen führen zu können.

Bürgermeisterin Silke Höflinger teilte mit, daß es im Landkreis Reutlingen aktuell rund 5 bis 6 Gemeinden, primär auf der Schwäbischen Alb gelegen, gebe, die an der Umsetzung eines Kommunalen Wärmenetzes arbeiten oder in welchen solche Teilnetze bspw. über Genossenschaftsmodelle bereits betrieben werden. Sie gehe davon aus, daß man mehrere dezentrale Energieversorgungsstandorte (bspw. BHKWs) auf gemeindeeigenen Grundstücken aufbaue, von welchen aus die Leitungsnetze in einzelne Wohngebietsbereiche verlegt werden könnten. Dadurch würden auch die Leitungsnetze nicht zu lange. Das Hauptproblem beim Aufbau eines Kommunalen Wärmenetzes seien die hohen Investitionskosten. Die Gemeinde werde auf jeden Fall investieren. Dennoch benötige man weitere Investoren, welche vor allem auch fachlich im Hinblick auf den Betrieb eines solchen Netzes kompetent seien. Zudem könne man sich auch ein Genossenschaftsmodell mit Beteiligung der Mitbürgerinnen und Mitbürger sehr gut vorstellen. Sie verweist des Weiteren auf den Schönbuchhof mit Biogasherstellung, das man sehr gut für ein sogenanntes Satelliten-BHKW verwenden könne. Bereits 2011, 2019 und zuletzt im Jahre 2022 habe die Gemeinde jeweils eine diesbezügliche Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Ebenso berichtete sie, daß man sich bereits im Jahre 2007 bei der Entwicklung des Wohngebietes Fürhaupt I eingehende Gedanken über ein Nahwärmenetz, ausgehend von der Gustav-Werner-Schule, gemacht und Gespräche mit den Stadtwerken Reutlingen und Tübingen einschließlich Vorstellungen im Gemeinderat geführt habe. Die Stadtwerke seien jeweils von einem Anschlußzwang ausgegangen, was man sich zum damaligen Zeitpunkt und im Hinblick auf den Verkauf von Bauplätzen noch nicht getraut hätte. Heute sei das anders. Im Hinblick auf die Umsetzung kommunaler Wärmenetze versuche man selbstverständlich auch Synergien zu nutzen wie bspw. im Zusammenhang mit dem anstehenden Breitbandausbau. Doch die Planung und Realisierung kommunaler Wärmenetze sei nicht einfach, zumal man zunächst Investoren gewinnen müsse. Doch man könne zuversichtlich sein. 

Bürgermeisterin Höflinger bedankte sich bei den Mitbürgerinnen und Mitbürgern für ihre zahlreiche Teilnahme und das große Interesse. Ebenso bedankte sie sich bei den beiden Referenten und teilte abschließend mit, daß man in absehbarer Zeit auf Grundlage der Auswertung der Fragebögen eine nächste Veranstaltung durchführen werde. Sie wünschte allen einen guten Nachhauseweg und einen schönen Abend. Das Publikum bedankte sich ebenso mit Applaus. Im Anschluß daran wurde die öffentliche Gemeinderatssitzung fortgesetzt.


Zuständigkeit


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